Grabredner – Winterthur und Umgebung – Abdankungsredner – Für den entseelten Leib, der tot bei Toten ruht?
Gebet und Meditation
Das aber ist des Alters Schöne, dass es die Saiten reiner stimmt. Dass es der Lust die grellen Töne, dem Schmerz den herbsten Stachel nimmt. Ermessen lässt sich und verstehen die eig’ne mit der fremden Schuld. Und wie auch rings die Dinge gehen, du lernst dich fassen in Geduld. Die Ruhe kommt erfüllten Strebens, es schwindet des Verfehlten Pein. Und also wird der Rest des Lebens ein sanftes Rückerinnern sein.
O Tod, du alter Kapitän, es ist Zeit, den Anker zu lichten. Die Länder hier langweilen uns, o Tod! Wir wollen zur See! Wenn Himmel und Meer sich mählich tintenschwarz verdichten. Sind unsere Herzen, du kennst sie, voll Strahlen, ohne Weh! Giess ein, mach uns Mut, dein Gift in vollen Zügen zu trinken! Wir möchten unsere Hirne stehen in hellichtem Brand. Ganz gleich ob Himmel oder Hölle. In Abgründe sinken, das Neue finden in der Tiefe des grossen Unbekannt!
Grabredner - Winterthur und Umgebung
Schwer soll der Grund und reich an Schnecken sein, wo meine Gruft zu schaufeln ich begehre. Dass dort zum Schlaf sich streckt mein alterndes Gebein. Und im Vergessen ruht gleich wie der Hai im Meere. Ich hasse Testamente, Grab und Stein, und von der Welt erbettl ich keine Zähre. Nein, lieber lüde ich den Schwarm der Raben ein, damit er stückweise mein verwesend Aas verzehre.
O Würmer! Schwarz Geleit ohne Auge, ohne Ohr! Ein Abgeschiedner kommt, der froh den Tod erkor. Ihr Söhne des Zerfalls, die dem Genusse leben, durch meine Trümmer kriecht mit reuelosem Mut. Und sagt mir: kann es wohl noch eine Folter geben für den entseelten Leib, der tot bei Toten ruht?