Grabfeier – Abdankungsredner für die Beerdigung in St Gallen – Treiben wir durch Geburten und Tode!
Gebet und Meditation
Ach, den Wolken gleich treiben wir durch Geburten und Tode! Den Pfad des Unwissens und den Pfad der Erleuchtung. Wir wandeln sie träumend. In meinem Gedächtnis haftet nur eins, auch nach dem Erwachen. Des Regens Rauschen, dem einst des Nachts in der Hütte ich lauschte.
Es gibt eine Sage, dass wenn plötzlich matt unheimlich Schaudern einen übergleite. Dass dann ob seiner künft'gen Grabesstatt der Todesengel schreite. Ich hörte sie, und malte mir ein Bild mit Trauerlocken, mondbeglänzter Stirne. So schaurig schön, wie's wohl zuweilen quillt im schwimmenden Gehirne. In seiner Hand sah ich den Ebenstab mit leisem Strich des Bettes Lage messen. So weit das Haupt – so weit der Fuss – hinab!
Trauerredner für die Beerdigung - St Gallen
Verschüttet und vergessen! Mich graute, doch ich sprach dem Grauen Hohn, ich hielt das Bild in Reimes Netz gefangen. Und frevelnd wagt' ich aus der Totenkron' ein Lorbeerblatt zu langen. O, manche Stunde denk' ich jetzt daran, fühl' ich mein Blut so matt und stockend schleichen. Schaut aus dem Spiegel mich ein Antlitz an – Ich mag es nicht vergleichen.
Als ich zuerst dich auf dem Friedhof fand, tiefsinnig um die Monumente streifend, den schwarzen Ebenstab in deiner Hand entlang die Hügel schleifend. Du das Auge hobst, so scharf und nah, ein leises Schaudern plötzlich mich befangen. O wohl, wohl ist der Todesengel da über mein Grab gegangen!
Wir sind durch Not und Freude gegangen Hand in Hand, vom Wandern ruhn wir beide nun überm stillen Land. Rings sich die Täler neigen, es dunkelt schon die Luft, zwei Lerchen nur noch steigen nachträumend in den Duft. Tritt her, und lass sie schwirren, bald ist es Schlafenszeit. Dass wir uns nicht verirren in dieser Einsamkeit. O weiter, stiller Friede! So tief im Abendrot
Wie sind wir wandermüde – Ist das etwa der Tod?