Trauerfeier in Luzern – Trauerredner für die Abdankung – Ziehen sich die Lebenskreise, schwindet hin!
Gebet und Meditation
Immer enger, leise, leise, ziehen sich die Lebenskreise, schwindet hin, was prahlt und prunkt. Schwindet Hoffen, Hassen, Lieben, und ist nichts in Sicht geblieben als der letzte dunkle Punkt.
Am Rosenmontag liegen zwei, die kalten Hände noch verschlungen - das Leben strömte rau vorbei, die beiden haben's nicht bezwungen. Als überwunden grüssen sie den Sieger, dem das Glück begegnet - im Tod verbunden, segnen sie all jene, die das Leben segnet.
An dem heitersten Morgen entstürzte die fröhlichste Schwalbe plötzlich dem Himmel und sank tot zu den Füssen mir hin. Mittags, der längst Erstarrten den Schnabel öffnend, erspäht' ich eine Fliege im Schlund, welche sie halb nur verschluckt. Diese zappelte noch, ich zog sie hervor, und, die Flügel trocknend im Sonnenstrahl, schwirrte sie bald mir davon.
Trauerredner für die Beerdigung - Luzern
Was treibt mich hier von hinnen, lockt mich dort geheimnisvoll? Ist’s, das ich gewinnen, und was, womit ich’s kaufen soll? Trat unsichtbar mein Erbe, ein Geist, ein lust’ger, schon heran. Und drängt mich, dass ich sterbe, weil er nicht eher leben kann? Und winkt mir aus der Ferne die Traube schon, die mir gereift. Auf einem andern Sterne, und will, dass meine Hand sie streift?
Wo wird einst des Wandermüden letzte Ruhestätte sein? Unter Palmen in dem Süden, unter Linden an dem Rhein? Werd ich wo in einer Wüste eingescharrt von fremder Hand? Oder ruh ich an der Küste eines Meeres in dem Sand? Immerhin, mich wird umgeben Gotteshimmel, dort wie hier.
Und als Totenlampen schweben nachts die Sterne über mir.Herüber zog eine schwarze Nacht. Die Föhren rauschten im Sturme. Es hat das Wetter wild zerkracht die Kirche mit ihrem Turme. Zerschmettert das Kreuz; zerdrückt den Altar. Zermalmt das Gebein in den Särgen - Die gotischen Bögen wälzen sich donnernd hinab von den Bergen. Zum Dorfe stürzt sich Turm und Chor als wie zu einem Grabe. Da fährt entsetzt vom Lager empor und spricht zur Mutter der Knabe:"Ach Mutter, mir träumte ein Traum so schwer, das hat den Schlaf mir verdorben. Ach Mutter, mir träumte, soeben wär' Der liebe Herr Gott gestorben."