Urne beisetzen oder die Asche verstreuen? – Eine Welt ist jeder von euch, wie die Sterne des Himmels!
Gebet und Meditation
Aus den Gärten komm ich zu euch, ihr Söhne des Berges! Heraus, aus den Gärten, da lebt die Natur geduldig und häuslich, pflegend und wieder gepflegt mit dem fleissigen Menschen zusammen. Aber ihr, ihr Herrlichen! steht, wie ein Volk von Titanen in der zahmeren Welt und gehört nur euch und dem Himmel, der euch nährt' und erzog, und der Erde, die euch geboren. Keiner von euch ist noch in die Schule der Menschen gegangen. Und ihr drängt euch fröhlich und frei, aus der kräftigen Wurzel, unter einander herauf und ergreift, wie der Adler die Beute.
Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die Wolken ist euch heiter und gross die sonnige Krone gerichtet. Eine Welt ist jeder von euch, wie die Sterne des Himmels lebt ihr, jeder ein Gott, in freiem Bunde zusammen. Könnt ich die Knechtschaft nur erdulden, ich neidete nimmer diesen Wald und schmiegte mich gern ans gesellige Leben. Fesselte nur nicht mehr ans gesellige Leben das Herz mich, das von Liebe nicht lässt, wie gern würd ich unter euch wohnen!
Urne Beisetzung oder Asche verstreuen
Ja, du bist es, blütenreicher Baum, das ist dein süsser Hauch! Ich auch bins, nur etwas bleicher, etwas trauriger wohl auch. Hinter deinen Blütenzweigen tönte Nachtigallenschlag, und die Holde war mein eigen, die an meinem Herzen lag. Und wir meinten selig beide, und ich meint es bis zur Stund. Dass so herrlich du vor Freude blühtest über unsern Bund.
Treulos hat sie mich verlassen; Doch du blühst wie dazumal, kannst dich freilich nicht befassen mit der fremden Liebesqual. »Allzulieblich scheint die Sonne, weht der linde Maienwind, und das Blühen und die Wonne
Allzubald vorüber sind!« Mahnend säuseln mir die Lehre deine frohen Blüten zu; Doch ungläubig fliesst die Zähre, und mein Herz verlor die Ruh.