Friedhof Forum – Stadt Zürich – Zen Meditation – Sturmwind bog die Tannenwipfel!

Trauerredner Abt Reding lädt zur offenen Meditation im Friedhof Sihlfeld in der Stadt Zürich ein.

Gebet

Wieder blüht das Heidekraut auf den spinnwebgrauen Wegen; über glatten Föhrenboden gleiten lautlos unsre Schritte unserm Wanderziel entgegen: droben, wo der Bergwald blaut. Einmal schon zur Frühherbstzeit bin ich diesen Weg gegangen, Höhensehnsucht in der Seele, blühnde Heide mir zu Füssen, fliegend Rot auf Stirn und Wangen und das Ziel noch meilenweit. Droben, wo der Bergwald blaut, sass die Fee auf felsgen Zinnen; ihre weissen Hände winkten, ihre seidnen Schleier flogen wie ein zart Geweb der Spinnen über Stein und Heidekraut.

Einmal schon zur Frühherbstzeit ging ich fehl im Märchenwalde. Sturmwind bog die Tannenwipfel. Fahl verschwammen alle Gipfel, und der Schnee fiel auf die Halde – du, wie liegt der Tag so weit! Nimm den Strauss von Erika – hörst du fern die Häher rufen? Vor der Bergwelt Heimlichkeiten sind die Schleier all zerrissen – über grauen Felsenstufen sehn wir schon den Gipfel nah!

Meditation - Stadt Zürich

Wie mit Flor bezogen ist der Himmel, graue Nebel sinken feucht und schwer, und der Raben hungriges Gewimmel zieht auf Stoppelfeldern hin und her. Blätter rauschen auf den öden Wegen, die ich froh und glücklich einst betrat; Rauhe Lüfte hauchen mir entgegen, und durchschaueren die Wintersaat. Ringsumher ist jede Spur verschwunden von des Sommers Lieblichkeit und Lust. Nur in tiefen, unheilbaren Wunden regt sich noch sein Bild in meiner Brust. Nur die Hoffnung hebt durch frische Farben die verblichne, freudenleere Welt; Sammelt auch auf öden Fluren Garben, die sie in der Zukunft Felder stellt.

Und der Schwermut schauerliche Nächte hellt uns oft ihr goldner Himmelsschein; Freundlich führt uns ihre milde Rechte in das Reich der Fantasieen ein. Tön' auch mir mit Deinem Schmeichelworte, Hoffnung, Frieden in das bange Herz; Kränze windend um der Zukunft Pforte, deute Du der Sehnsucht ihren Schmerz. Und wenn einst der Sommer wiederkehret, lass in seinem frischbelebten Grün jede Freude, die mein Herz entbehret, mir im Glück des Wiedersehens blühn.