Bestattungsredner für die Beerdigung in Obwalden – Auf dem Thron des Lebens sitzend, trotzt ihr der Tod!
Gebet und Meditation
Was ist mir denn so wehe? Es liegt ja wie im Traum der Grund schon, wo ich stehe. Die Wälder säuseln kaum noch von der dunklen Höhe. Es komme wie es will, was ist mir denn so wehe - Wie bald wird alles still.
Bevor er in die blaue Flut gesunken, träumt noch der Schwan und singet todestrunken. Die sommermüde Erde im Verblühen lässt all ihr Feuer in den Trauben glühen. Sonne, Funken sprühend, im Versinken, gibt noch einmal der Erde Glut zu trinken. Bis, Stern auf Stern, die Trunkne zu umfangen. Die wunderbare Nacht ist aufgegangen.
Abdankungsredner - Obwalden
Mich aber schone, Tod, mir dampft noch Jugend blutstromrot. Noch hab ich nicht mein Werk erfüllt, noch ist die Zukunft dunstverhüllt. Drum schone mich, Tod. Wenn später einst, Tod, mein Leben verlebt ist, verloht ins Werk, wenn das müde Herz sich neigt. Die Welt mir schweigt, dann trage mich fort, Tod.
Noch halt mit beiden Händen ich des Lebens schöne Schale fest, noch trink und kann nicht enden ich und denk nicht an den letzten Rest. »Doch einmal wird die Schale leer, die letzte Neige schlürftest du.« So trank ich doch, was will ich mehr, dem Tod ein volles Leben zu.
Unendlich dehnt sie sich, die weisse Fläche, bis auf den letzten Hauch von Leben leer. Die muntern Pulse stocken längst, die Bäche, es regt sich selbst der kalte Wind nicht mehr. Der Rabe dort, im Berg von Schnee und Eise, erstarrt und hungrig, gräbt sich tief hinab. Und gräbt er nicht heraus den Bissen Speise, so gräbt er, glaub ich, sich hinein ins Grab. Die Sonne, einmal noch durch Wolken blitzend, wirft einen letzten Blick aufs öde Land. Doch, gähnend auf dem Thron des Lebens sitzend, trotzt ihr der Tod im weissen Festgewand.