Grabrede – Bestattungsredner – Süsse, heilige Natur, lass mich gehen auf deiner Spur!
Gebet und Meditation
Nicht vom letzten Schlittengleise bis zum neuen Flockentraum zähl ich auf der Lebensreise den erfüllten Jahresraum. Nicht vom ersten frischen Singen, das im Wald geboren ist, bis die Zweige wieder klingen, dauert mir die Jahresfrist. Von der Kelter nicht zur Kelter dreht sich mir des Jahres Schwung, Nein, in Flammen werd ich älter und in Flammen wieder jung. Von dem ersten Blitze heuer, der aus dunkler Wolke sprang, bis zu neuem Himmelsfeuer rechn ich meinen Jahresgang.
Du dunkelnder Grund, geduldig erträgst du die Mauern. Und vielleicht erlaubst du noch eine Stunde den Städten zu dauern und gewährst noch zwei Stunden den Kirchen und einsamen Klöstern und lässest fünf Stunden noch Mühsal allen Erlöstern und siehst noch sieben Stunden das Tagwerk des Bauern -: Eh du wieder Wald wirst und Wasser und wachsende Wildnis in der Stunde der unfasslichen Angst, da du dein unvollendetes Bildnis von allen Dingen zurückverlangst.
Gieb mir noch eine kleine Weile Zeit: ich will die Dinge so wie keiner lieben, bis sie dir alle würdig sind und weit. Ich will nur sieben Tage, sieben auf die sich keiner noch geschrieben, sieben Seiten Einsamkeit. Wem du das Buch giebst, welches die umfasst, der wird gebückt über den Blättern bleiben. Es sei denn, dass du ihn in Händen hast, um selbst zu schreiben.
Grabrede
Süsse, heilige Natur, lass mich gehn auf deiner Spur! Leite mich an deiner Hand, wie ein Kind am Gängelband! Wenn ich dann ermüdet bin, Rück ich dir am Busen hin, atme süsse Himmelslust, hangend an der Mutter Brust. Ach, mir ist so wohl bei dir! Will dich lieben für und für. lass mich gehn auf deiner Spur, süsse, heilige Natur!